Der Sommer 2020 ist, bezogen auf das Wetter, statistisch mal wieder ein „normaler“ Sommer. Klassische „Schwimmbad-Tage“ gab es reichlich. Dass die Badesaison alles andere als „normal“ ist, liegt in Zeiten der Pandemie auf der Hand. Nach der positiven Entscheidung des Gemeinderates war die Öffnung des Veitsbades zum 20. Juni beschlossen. Im Vorfeld musste allerdings seiniges bedacht, recherchiert und geregelt werden.

Die Grundlagen für die Öffnung eines Freibades zu Corona-Zeiten findet man in der Sechsten Bayerischen Infektionsschutzmaßnahmenverordnung, genauer im §9, Absatz 1. Noch nie gehört?! So ähnlich muss es dem Gemeindejugendpfleger, Herrn Igor Ninic, gegangen sein, als er mit der Aufgabe betraut wurde, das Schutzkonzept für das Veitsbad zu erstellen. Die zentrale Idee war, das bereits bestehende Portal zur Verwaltung des Ferienprogramms für Kinder und Jugendliche der Gemeinde Veitsbronn für die Registrierung der Badegäste zu nutzen. Der Vorteil liegt auf der Hand. Das System war bis auf einige Anpassungen praktisch betriebsbereit verfügbar. Somit konnten enorme Kosten für eine Neuentwicklung und vor allem Zeit gespart werden. Herr Ninic stellte dem Gemeinderat einen Testzugang zur Verfügung, um das System in seiner „neuen“ Aufgabe zu präsentieren. „Das System ist nicht für diesen Zweck gemacht, das darf man nicht vergessen“, so der Gemeindejugendpfleger. Aber es erfüllt den Zweck, alle Besucher des Veitsbades registrieren zu können, verfügbare Plätze zu verwalten und bei einem Infektionsfall evtl. Ansteckungsketten nachvollziehen zu können und das auf Knopfdruck und nicht durch handgeschriebene Listen. Die Zweckentfremdung der Software ist natürlich an der ein oder anderen Stelle spürbar. So muss man sich bei der Registrierung in die Kategorie „Junge“ oder „Mädchen“ einordnen. Die Badebegleitungen werden als „Kinder/Teilnehmer“ registriert, auch wenn es sich um den 55-jährigen Ehegatten handelt. Aber unter uns, bei so manchem rüstigen Erwachsenen ist die Einordnung ja gar nicht so verkehrt.

Mehr Probleme machte die feste Frist für Stornierungen. Bis spätestens 24 Stunden vor Besuch des Bades muss diese ausgeführt werden, sonst lässt das System keine Stornierung mehr zu. Was für die Organisation eines Ferienprogramms absolut sinnvoll ist, ist für die Organisation des Badbesuchs hinderlich. Frau Stanek aus dem Rathaus, Herr Ninic, so wie sein CheckIn-Team reagierten und Stornierungen waren dann auch manuell per E-Mail möglich. So können bereits vergebene Plätze im System auch kurz vor dem Besuch des Freibades wieder freigegeben werden und von einem anderen Besucher genutzt werden. Grundsätzlich wird das System sehr gut angenommen, bereits über 13.000 Personen haben sich in das Portal eingetragen. Die Besucher kommen aus der ganzen Region.
Die große Mehrheit nutzt die Reservierungsmöglichkeiten auch sehr vernünftig. Lediglich bei 10% der Reservierungen erscheinen die Gäste nicht im Bad. An heißen Tagen dennoch ärgerlich, da damit fast 80 anderen Gästen die Abkühlung im Wasser verwehrt bleibt.

Da die Registrierung jeder Besucher schon im Vorfeld selbst macht, ist der Check-In im Bad eine Sache von Sekunden (vorausgesetzt, man ist angemeldet und registriert). Die Wartezeiten am Eingang sind dann ähnlich denen einer normalen Saison. Neben dem Registrierungssystem gab es natürlich noch eine Vielzahl von anderen Punkten, die geregelt werden mussten. Es wurden Konzepte entwickelt, wie die Warteschlange im Freibad gelenkt und mit dem nötigen Abstand versehen wird. Freundliche Smileys erinnern immer wieder an den Abstand von 1,5 m. Die Maskenpflicht besteht im Wartebereich vor dem Eingang und im Areal direkt hinter dem Eingang und in den Sanitärbereichen. Die Wege sind deutlich auf dem Boden mit Pfeilen markiert, um entgegengesetzte Laufwege möglichst zu vermeiden. Die maximale Besucherzahl von 790 Gästen wird über das Online-System gewährleistet. Auch für die Becken schreibt die Bayerische Verordnung eine Maximalbelegung vor. Im Veitsbad sind dies 79 Personen im Schwimmbecken und 55 Personen im Nichtschwimmer- Becken. Um diese Maximalgrenzen und das korrekte Verhalten im Bad, wie die Einhaltung der Abstände und das Anlegen der Maske in den geforderten Bereichen zu kontrollieren, haben die Mitarbeiter des Freibades Unterstützung durch einen privaten Sicherheitsdienst bekommen. An ruhigen Tagen ist dieser mit einer Person, an vollen Tagen mit zwei Personen in zwei Schichten präsent. Wenn es voll ist, haben die Sicherheitsspezialisten und die Mitarbeiter des Bades alle Hände zu tun, immer wieder auf die Abstände hinzuweisen. Dies läuft aber immer ruhig und sachlich ab. Fast alle Bescher haben Verständnis für die Maßnahmen.

Sehr dankbar ist Herr Ninic für die tolle Zusammenarbeit mit dem leitenden Bademeister Herrn Uwe Sulzer. Das Schutzkonzept wurde immer wieder gemeinsam diskutiert und überarbeitet, bis es schließlich verabschiedet wurde. Das Konzept wurde gerade einmal in grob zwei Wochen erarbeitet. Dass sich das Team sehr viele Gedanken gemacht hat und überall versucht hat, es möglichst vielen recht zu machen, sieht man sehr deutlich, z. B. an der Sonderregelung für die Frühschwimmer. Da hier viele Senioren ihrem Morgensport nachgehen wollen und der ein oder andere mit dem Online-Portal etwas überfordert wäre, wurden für jeden Tag 100 Plätze für diese Gruppe reserviert. Die Gäste konnten dann ganz ohne Computer, per Stift und Papier erfasst werden. Das Personal am Check-In hat die manuellen Registrierungen dann in das Onlinesystem übertragen.

Am 13. September endet die Saison 2020, Herr Ninic zeigt sich sehr zufrieden mit dem Verlauf. Sicher ist man mit knapp 800 Besuchern an heißen Tagen, durch die vorgegebenen Obergrenzen, deutlich von den normalen 2 bis 3 Tausend Gästen entfernt, aber wir befinden uns nun mal in einer Pandemie. Dass nicht immer sofort alles perfekt lief und das Konzept hier und da noch nachgebessert werden musste, ist dem Gemeindejugendpfleger bewusst, daher ist er auch immer dankbar über konstruktive Kritik. Das Team um Herrn Ninic hat hier tolle Arbeit geleistet, um den Besuchern trotz der Umstände so viel „Normalität“ wie nur möglich zu bieten.
Die großen und kleinen Badegäste nehmen dieses Freizeit-Angebot dankbar an, so auch unsere beiden Rutschen-Spezialisten Carl (9 Jahre alt) und Paul (7 Jahre alt) auf dem Coverbild und auf den weiteren Bildern im Bericht. Carl kommt aus Nürnberg und besucht häufiger das Veitsbad, ihm gefallen besonders die Rutschen. Die Jungs haben sichtlich Spaß und genießen den Tag im Schwimmbad in vollen Zügen. Die Kinder haben sicher gerade viele Ideen und Gedanken im Kopf, vermutlich dreht sich kein einziger davon um einen Virus oder irgendeine bayerische Verordnung – und so sollte das bei Kindern auch sein.

A.S.

Bildergalerie