Darüber haben sich alle Verantwortlichen gefreut: Im Rahmen einer von der Gemeinde initiierten Online-Umfrage, haben die Besucher des Veitsbads dem Sommerbetrieb der Einrichtung Bestnoten gegeben. Diese positiven Rückmeldungen sind deswegen so wertvoll, weil der Betrieb im vergangenen Corona-Sommer unter erschwerten Bedingungen hatte stattfinden müssen und für alle Beteiligten eine organisatorische und zeitaufwändige Herausforderung gewesen ist.
Jugendpfleger Igor Ninic erweiterte im Frühjahr kurzerhand sein Aufgabengebiet und übernahm das Management des Bad-Betriebs in Zeiten von Corona. Gemeinsam mit einem Team aus Bademeistern, Check-In-Kräften, Security-Mitarbeitern und weiteren Verwaltungs-Angestellten, sorgte er dafür, dass die jeweils aktuell geltenden Hygiene-Richtlinien eingehalten wurden. Außerdem stemmte er den organisatorischen Ablauf, wobei die Einrichtung eines funktionierenden Buchungssystems die wohl größte Hürde war. Wo möglich, hat Ninic nachgebessert, ist auf individuelle Probleme eingegangen, hat zahlreiche Mails mit Fragen beantwortet und war stets darum bemüht, einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten. Es ist ihm gelungen. Anders lassen sich die Ergebnisse der Online-Umfrage nicht interpretieren. Öffentlich präsentiert wurden sie in der vergangenen Gemeinderatssitzung.
Von den insgesamt 4212 Besuchern, die sich im Buchungssystem während der Saison offiziell registriert hatten, haben sich 1155 an der Umfrage beteiligt, also rund 27,42 Prozent. Davon wiederum zeigten sich insgesamt 73 Prozent mit der Organisation des Badebetriebs „sehr zufrieden“. Noch einmal 23 Prozent entschieden sich für „eher zufrieden“. „Eher unzufrieden“ waren lediglich zwei Prozent.
Ein „sehr gut“ gaben 58 Prozent der Befragten für die bereit- gestellten Informationen zum Badebetrieb. „Äußerst gut“ sagten dazu noch einmal 27 Prozent, 13 Prozent entschieden sich für „einigermaßen gut“. Auch am Service der Mitarbeiter gab es offenbar kaum etwas auszusetzen. Als „ausgezeichnet“ wurde dieser von 60 Prozent der Teilnehmer bewertet, „sehr gut“ meinten 32 Prozent. Nur ein Prozent fand ihn „mittelmäßig“. Den E-Mail-Kundensupport empfanden 51 Prozent als „sehr positiv“. 61 Prozent waren zudem mit dem Online-Buchungssystem zufrieden.
Ninic haben die Umfrage-Ergebnisse sehr gefreut, zumal für die Registrierung der Besucher das Buchungsportal eingesetzt wurde, das ursprünglich für die Kinder- und Jugendarbeit genutzt wird. „Die Software wurde zweckentfremdet und ist eigentlich nicht auf die Organisation eines Badebetriebes ausgerichtet“, erklärte Ninic, der kontinuierlich daran gearbeitet hat, Fehlerquellen auszumerzen und kontinuierlich nachzubessern. Irgendwann hat sich ihm zufolge dann sogar so etwas wie Routine eingestellt.
Ninic ist bewusst, dass der Badebetrieb während Corona nicht nur für ihn und sein Team eine Herausforderung gewesen ist, sondern auch für die Besucher. Deswegen richtete er an diese ein ganz besonders großes Lob. „Sie waren verantwortungsvoll und haben mit großem Verständnis reagiert“, sagte er und betonte, wie wichtig es ihm gewesen sei, den Bürgern das Bad trotz Corona als „Ort der Lebensfreude und der Kommunikation“ zugänglich machen zu können.
Für die geleistete Arbeit gab’s für Ninic und sein Team ein großes Lob seitens der Gemeinderäte und des Rathauschefs. „Das ist eine tolle Arbeit, die da geleistet wurde“, betonte Thomas Batari (CSU). Einig waren sich die Mandatsträger auch darin, dass es im Frühjahr die richtige Entscheidung gewesen sei, das Bad trotz Corona zu öffnen. „Mit dem Badebetrieb ist es gelungen, während der Pandemie einen kleinen Lichtblick zu setzen“, so Helmut Keim (SPD).
Das alles gab es aber natürlich nicht für umsonst. Im Gegenteil. Der Gemeinde sind durch die veränderte Form des Betriebs enorme Mehrkosten entstanden. „Das Veitsbad war in diesem Jahr zwar trotz Corona ein Vergnügen, aber es war ein sehr teures Vergnügen“, resümierte Bürgermeister Marco Kistner (CSU). Insgesamt 245 000 Euro beträgt das vorläufige Defizit. Möglicherweise steigt die Summe noch einmal.
Während die Einnahmen beim Veitsbad bei rund 65 754 Euro lagen, beliefen sich die Ausgaben auf rund 239 492 Euro. Demnach beträgt der Fehlbetrag 173 737 Euro. Diese Summe berücksichtigt allerdings noch nicht den zeitlichen Mehraufwand, den das Verwaltungspersonal für die Organisation der Badbesuche zu Pandemie-Zeiten hatte aufbringen müssen. So sind zusätzlich rund 370 Arbeitsstunden angefallen, die monetär verrechnet und in das Defizit einbezogen werden müssen. Genauso wie die von den Bauhofmitarbeitern durchgeführten Tätigkeiten. Damit beläuft sich der durch das Bad verursachte Fehlbetrag schließlich auf aktuell 245 000 Euro. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr gab es ein Defizit in Höhe von rund 166 500 Euro, in 2018 lag es bei 181 000 Euro. Damit liegt der derzeitige Fehlbetrag um rund 47 Prozent höher als im Jahr 2019 und um rund 35 Prozent höher als in 2018.
Neu ist in diesem Jahr, dass es eine Besucherstatistik des Veitsbads gibt. Möglich gemacht hat das Corona, weil wegen der Pandemie das Buchungsportal mit Online-Registrierung hatte eingesetzt werden müssen. Dadurch konnten endlich einmal statistische Werte erfasst werden, auf die man bislang immer hatte verzichten müssen.
Die jetzt vorliegende Statistik hat eines deutlich gezeigt: Nur gerade mal 15 Prozent der Besucher kommt direkt aus Veitsbronn. Insgesamt waren 4 536 Haushalte im Laufe des Sommers digital erfasst worden. Davon stammte der Großteil aus dem Postleitzahlengebiet Fürth – nämlich insgesamt 1391. Veitsbronn folgt mit 665 Haushalten und Cadolzburg/Seukendorf mit 521. Aus Nürnberg stammten 310 Haushalte, aus Langenzenn waren es 249, aus Obermichelbach 200, Puschendorf 119, Tuchenbach 102 und aus Zirndorf 177.
Der Anteil der Veitsbronner Besucher lag zudem an keinem der insgesamt 86 Öffnungstage über 50 Prozent. Bürgermeister Kistner appelliert nun an die Bürger, ihr eigenes Bad künftig verstärkt zu nutzen. Als „Wahnsinn“ bezeichnete der Rathauschef in diesem Zusammenhang dann auch das in der vergangenen Saison entstandene Defizit in Höhe von rund 245 000 Euro. Helmut Keim (SPD) verwies indes auf die Infrastruktur anderer Kommunen, die wiederum auch von Veitsbronnern genutzt werde. „Das kann und sollte man nicht gegeneinander aufrechnen“, betonte er. Sein Parteikollege Peter Lerch wies zudem darauf hin, dass Veitsbronn nun mal im direkten Nahbereich von drei Städten liege. Dass der Großteil der Badegäste von auswärts gekommen sei, sollte man Lerch zufolge nicht beklagen. „Wenn es die nicht gegeben hätte, wäre das finanzielle Defizit noch größer.“
Dass es auch sogenannte „Spaßbucher“ gegeben habe, bedauerte Ninic. In diese Kategorie fielen diejenigen, die sich zwar einen Platz für einen bestimmten Tag reserviert hatten, dann aber nicht gekommen sind. „Wer das mehrfach gemacht hat, ist gesperrt worden.“ Davon seien 19 Haushalte mit 83 Personen betroffen gewesen. Trotz manch einer Maulerei ist Ninic konsequent geblieben: „Die Spaßbuchungen sind den anderen Besuchern gegenüber unfair. Deswegen waren die Sperrungen notwendig.“
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