Obst- und Gartenbauverein Veitsbronn
Blumen, Bäume und Sträucher sind ihre Passion: Die rund 420 Mitglieder des Obst- und Gartenbauvereins Veitsbronn sind längst in die neue Saison gestartet, haben Pflanzen vorgezogen und Saat bereit gelegt. Jetzt warten sie noch die Eisheiligen ab und dann wird im Freien richtig losgelegt. Uwe Körner ist Vorsitzender dieses traditionsreichen Vereins, der im Jahr 1901 gegründet worden war und dessen Ziele klar sind: Neben der Verschönerung der Heimat, sollen auch die Landschaftspflege, der Umweltschutz und die Gesundheit gefördert werden. Genauso wie die Liebe zur Natur sowie die Freude am Garten und Garteln. Körner lebt all das und verbringt natürlich so viel Zeit, wie er kann, im eigenen Garten. Josh Reuter sprach mit ihm über Unkraut, Steingärten, Pflanztipps und die Bedeutung des Gartens während der Corona-Pandemie.
Herr Körner, im Mai kann man im Garten so richtig loslegen. Wie groß war Ihre Vorfreude in diesem Jahr?
„Sehr groß, aber da sich das kalte Wetter sehr lange hinauszog, schien es mir wie eine Ewigkeit zu dauern.“
Vom 11. bis zum 15. Mai sind die Eisheiligen. Was bedeutet das für alle Gärtner?
„Bis zu diesem Zeitraum kann es immer noch zu Nachtfrösten kommen. Daher sollten frostempfindliche Pflanzen erst nach den Eisheiligen ins Freie kommen.“
„Alles neu macht der Mai“, heißt es. Gilt das auch für Hobby-Gärtner und ihre Gärten?
„Als Hobby-Gärtner hat man sich schon im März und April auf die Saison vorbereitet und Blumen oder Gemüse gesät oder vorgezogen. Aber natürlich wird jetzt im Mai so richtig losgelegt. Nach den Eisheiligen können die Kübelpflanzen wieder raus, allerdings sollte man sie erst ein bis zwei Tage an schattige Orte stellen, um so einen Sonnenbrand an den Blättern zu vermeiden. Die Sommerbepflanzung für Blumenkästen und Kübel geht jetzt ebenfalls los. Sommergemüse kann direkt in die Erde gesät werden, wie zum Beispiel Kopfsalat, Kohlrabi und Gelbe Rüben. Und natürlich können die vorgezogenen Tomaten und Paprika ins Freie gepflanzt werden. Bei verblühten Pflanzen wie Tulpen und Narzissen müssen die Fruchtstände abgeschnitten werden. Zierkirschen und Forsythien können nach der Blüte ausgelichtet und zurückgeschnitten werden. Dahlien und Gladiolen können gesetzt werden.“
Der Flieder zum Beispiel ist ja Ende Mai meist schon wieder verblüht. Was kann/sollte man nach der Blüte tun, damit er im nächsten Jahr vielleicht noch ein bisschen prächtiger austreibt?
„Soweit möglich, sollten die abgeblühten Blütenstände weggeschnitten werden. Ein solcher Rückschnitt regt zu neuem Wachstum an und an diesen frischen Zweigen sitzen dann auch die Blüten fürs nächste Jahr. Eine leichte organische Düngergabe ist auch gut und zu empfehlen.“
Der Mai gilt auch als guter Monat, um eine Blumenwiese anzulegen. Haben Sie Tipps, wie dies am besten gelingt?
„Ja, die Vorplanung ist die wichtigste Arbeit. Dazu muss man wissen: Es gibt einjährige Blühwiesen und mehrjährige. Standort und Bodenverhältnisse sind unbedingt zu beachten. Der Handel hat hier für fast alle Standorte geeignete Blumenwiesen-Saatmischungen. Man sollte unbedingt darauf achten, dass der Boden vor der Aussaat gelockert und von Unkräutern befreit wird.“
Was kann man noch pflanzen, um den Bienen und Insekten den Nahrungstisch zu decken?
„Grundsätzlich sollte darauf geachtet werden, dass von Frühjahr bis in den Herbst hinein immer etwas im Garten blüht. Gerade im August haben es die Bienen schwer. Für Mai wären als Strauch der Weißdorn, Holunder, Vogelbeere, Wildapfel und/oder die Wildrose sehr geeignet. Lungenkraut in verschiedenen Sorten, Zierlauch, Kapkörbchen, Mohn, Polster-Phlox, Steppen-Salbei sowie Storchenschnabel sind ebenfalls gut geeignet.“
Der richtige Kompost ist auch immer wieder ein wichtiges Garten-Thema.
„Im Frühjahr, wenn man die Beete herrichtet, gibt man Kompost. Und er kann für das Gewächshaus verwendet werden. Allerdings kommt es darauf an, was schon im Gewächshaus ist oder gepflanzt wird. Generell sind Kompostgaben im Frühjahr und Herbst gut.“
Was kann man jetzt tun, damit der Rasen gut durch den Sommer kommt und man sich später an einem satten Grün erfreuen kann?
„Wichtig für den Rasen ist die Durchlüftung. Wenn er noch nicht vertikutiert wurde, sollte dies noch schnell geschehen. Der Rasen sollte relativ frei von Moos und Filz sein. Eine Düngergabe ist auch empfehlenswert. Sollten Stellen ohne Rasen sein, kann jetzt gezielt nachgesät werden.“
Welche allgemeinen Pflegemaßnahmen sollte man im Mai im Garten erledigen?
„Bei den Erdbeeren sollte gemulcht werden, wenn der Fruchtansatz schon vorhanden ist. Und ich rate dazu, auf Pilzbefall von Obstgehölzen zu achten, wie zum Beispiel bei Johannisbeere oder Stachelbeere.“
Was halten Sie vom Steingarten-Verbot in Veitsbronn?
„Das finde ich sehr gut. Die Eigentümer dieser Schotterwüsten entziehen den Insekten jegliche Lebensgrundlage. Und die Summe dieser einzelnen Gärten ergibt dann doch eine riesige Fläche. Es wird immer auf die Bauern geschimpft, dass wir eine Monokultur an landwirtschaftlich genutzten Flächen haben. Aber was machen denn die Menschen, die in ihrem Garten eine Mondlandschaft für viel Geld entstehen lassen? Das ist kaum etwas anderes. Mich stört bei der ganzen Diskussion die Doppelmoral: Beim Volksbegehren „Rettet die Bienen!“ haben viele dafür gestimmt. Aber bei sich selbst, da fangen die wenigsten an. Das ist echt zu bedauern. Außerdem sind die vermeintlich pflegeleichten Steingärten gar nicht so pflegeleicht. Flugsamen gehen in ein paar Jahren auf und müssen mühsam entfernt werden, genauso wie Blätter. Jeder spricht von Klimaerwärmung, dass sich diese Steinflächen enorm aufheizen und damit auch ihren Beitrag zur Klimaerwärmung beitragen, das wieder keiner.“
Wie kann man gelassen und ökologisch sinnvoll mit Unkraut umgehen?
„Unkraut als solches gibt es nicht, nur Beikräuter. Aber wenn man diese Beikräuter kennt und ihre Funktion als Futter oder Pollenspender für Tiere und Insekten, dann empfindet man die auch nicht so sehr als Unkraut. Man sieht ihren Wert und ihren ökologischen Nutzen. Einige Unkräuter kann man sehr gut als Salat benutzen. Viele dienen auch als Arznei.“
Wie haben Sie Ihren eigenen Garten gestaltet?
„Ich habe unseren Garten in zwei Bereiche gegliedert: Der eine erfüllt die Funktion als Zier- und Blühgarten, sozusagen als Ruhezone mit Wohlfühlfunktion. Der andere Bereich ist der Nutzgarten. Hier wird Obst und Gemüse angebaut.“
Hat der Garten aus Ihrer Sicht mit Blick auf die Corona-Pandemie an Bedeutung gewonnen?
„Ja, das finde ich schon. Viele Menschen haben sich wieder zurückbesonnen. Vieles von dem, was im Supermarkt an Gemüse und Obst gekauft wird, lässt sich auch im eigenen Garten anbauen. Zum Beispiel mit Hochbeeten, mit denen lassen sich auch neue Akzente setzen. Salat oder Radieschen kann man dann bequem im Stehen säen und ernten. Die Gartencenter erleben derzeit einen enormen Ansturm.“