Die Jugend hat wieder ein Zuhause
Es war alles rundum gut geplant und organisiert: Die Gäste waren eingeladen, die Essens-Häppchen ausgesucht, die Deko bereit gestellt. Und die Vorfreude auf die Eröffnung des neuen Jugendhauses in Veitsbronn, in einem Teil der alten Mittelschule, war bei allen Beteiligten riesengroß. Doch dann kam der 24. November 2021 und mit ihm verschärfte Corona-Maßnahmen. Plötzlich ging nichts mehr. Die lang herbei gesehnte Einweihungsparty musste abgesagt werden. Jetzt war nicht mehr die Vorfreude, sondern die Enttäuschung riesengroß. „Das war extrem bitter für uns“, sagt Igor Ninic, Gemeindejugendpfleger in Veitsbronn.
Doch eines wollte Ninic den Jugendlichen nicht nehmen: Hoffnung und Zuversicht. Also organisierte er kurzfristig eine Feuerschale, ein Vater schaffte Brennholz herbei und am eigentlichen Tag der offiziellen Einweihung, spendeten die Flammen zumindest ein bisschen Licht und Wärme in der winterlichen Dunkelheit und damit auch eine nicht greifbare Nähe. Die Abstandsregeln wurden dabei streng eingehalten, auch Masken und alle anderen Auflagen sind strikt umgesetzt worden, so Ninic. Mittlerweile sind einige Jugendliche auch doppelt geimpft. Sie dürfen ins Jugendhaus, immer abhängig von den Regelungen der jeweils aktuellen Infektionsschutzmaßnahmenverordnungen. Für alle anderen heißt es: bitte draußen bleiben. Das gestaltet die Arbeit von Ninic und seiner Kollegin Michaela Böhmer schwierig. Und auch die Belebung des neuen Jugendhauses lässt sich wegen der Pandemie nicht so umsetzen, wie geplant.
Es ist ein stürmischer Dienstag-Nachmittag im Dezember. Ninic und Böhmer sitzen allein im Jugendhaus. Ihnen wären jetzt Halligalli, laute Musik, Aktion und Party mit den Veitsbronner Jugendlichen auch lieber. Aber es geht nicht. Corona diktiert, wie seit langem, was in welcher Form möglich ist. Und im Moment ist das nicht allzu viel. Geplant ist vorerst, das neue Zentrum möglichst einmal in der Woche für geimpfte und genese Jugendliche zu öffnen. Auf welche regelmäßigen Öffnungszeiten man sich irgendwann einmal einpendeln werde, sei bislang offen, heißt es. „Die Jugend ist total eingeschränkt“, sagt Ninic und betont, dass eines ganz stark spürbar sei, nämlich ihre wachsende Sehnsucht nach Nähe, Gemeinschaft, Kommunikation, einem Stück gelebter Normalität.
All das soll im neuen Jugendhaus in Zukunft wieder möglich sein. Und es ist ein attraktives Jugendhaus geworden. Rund 150 Quadratmeter, verteilt auf zwei große Räume und einen kleineren Kreativraum, stehen zur Verfügung. Dazu kommt ein angrenzendes Außenareal. Noch sind die Wände im Innern weiß, aber das soll sich bald ändern. Drei Leinwände werden gerade künstlerisch verschönert und bald den Eingangsbereich schmücken. Wer durch den Haupteingang eintritt, steht direkt mitten im Herzen des neuen Zentrums. Die Küche mit Tresen zieht die Blicke auf sich. Die kreisrunde, überdimensionierte Deckenbeleuchtung wirkt modern und ist ein echter Hingucker. Verschiedene Licht-Farben sind einschaltbar: Neben Weiß sind das in der Voreinstellung zusätzlich Blau, Rot und Grün. „So lassen sich verschiedene Stimmungsgefühle erzeugen“, erklärt der Gemeindejugendpfleger.
Ein Regal mit Spielen ist zu sehen und eine schwarze Ledercouch, die gespendet worden ist. Geplant ist, in diesem Bereich zusätzlich einen großen Flat-Screen an der Wand zu montieren. Genauso wie Lautsprecher, die für einen guten Musiksound sorgen sollen. Vorbei geht es am Kreativraum, weiter nach hinten in den Spiel-Bereich. Der Tischfußballkicker ist bereits platziert. Den Billardtisch haben Ninic und seine Kollegin Böhmer auseinander genommen, um die Platte mit neuem Stoff zu bespannen. So wurde der interessante Blick ins Innere des guten Stücks frei. Auch hier sollen die weißen Wände bunt werden. „Ein großformatiges Graffiti an der Hauptwand wäre toll“, sagt Böhmer. Zwei Nischen gibt es ebenfalls. Davon soll eine zur „Zockernische“ werden, in der anderen soll es ruhiger zugehen. In ihr wird ein Computer-Arbeitsplatz installiert, an dem man Bewerbungen schreiben oder Videos schneiden kann. „Die Jugendlichen brauchen solche kleinen Bereiche, um sich einfach mal zurückziehen zu können“, weiß Ninic, den es freut, dass bei der Planung des Jugendhauses auf die Barrierefreiheit geachtet wurde und es sogar ein eigenes behindergerechtes WC gibt.
Ein Info-Brett an der Wand, eine Garderobe sowie ein Lagerraum für Küchenutensilien und Deko gehören ebenfalls zum neuen Treff. Auch W-LAN ist vorhanden. Installiert wurde das von einem hilfsbereiten Vater, Johannes Steinlein. „Wir haben viel Hilfe erfahren“, sagt Ninic und bedankt sich dafür ausdrücklich. Einen ebenso großer Dank schickt er an die Gemeindeverwaltung und den Gemeinderat. Denn in den Umbau des neuen Jugendzentrums wurden rund 500 000 Euro investiert. „Das hat die Gemeinde für ihre Jugendlichen gemacht.“ Ninic wertet das als ein starkes Zeichen in Richtung des Veitsbronner Nachwuchses. „Wir müssen etwas dagegen tun, dass immer mehr Jugendliche in die Städte abwandern. Die Infrastruktur für die folgenden Generationen muss sich verbessern.“ In Veitsbronn biete man mittlerweile viel. „Wir sind gut aufgestellt.“
40 Jahre lang war das Jugendzentrum in der alten Pfarrvilla an der Puschendorfer Straße 3 untergebracht. Doch als das dortige Gebäude umfassend saniert werden musste und schließlich zusätzlich der Hort einzog, war ein neuer Standort gesucht worden. Die letzten zwei Jahren hatte es eine Zwischenlösung im katholischen Pfarrzentrum gegeben. Um den Kontakt zu den Jugendlichen trotz eines fehlenden festen Zuhauses und der Pandemie weiterhin aufrecht zu erhalten, hatten sich Ninic und Böhmer einiges einfallen lassen. Im vergangenen Sommer hatten sie die Planet-Veitsbronn-Tour gestartet. Bei der zogen sie durch sämtliche Gemeindeteile, um die Jugendlichen direkt vor Ort zu kontaktieren und mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Mit Erfolg. „Das war tatsächlich eine Art Befreiungsschlag“, resümiert Ninic. Die Aktion habe Aufsehen erregt und neugierig gemacht. Man habe auf diese Art viele Jugendliche erreicht, die zuvor noch keinen Kontakt zu den Gemeindejugendpflegern gehabt hätten. So seien neue Verbindungen geknüpft worden. Zusätzlich seien über Instagram verschiedene Aktionen angeboten worden und freitags habe man sich online zu Spieleabenden getroffen.
Das umgebaute Jugendhaus ist für Ninic und Böhmer ein Neuanfang. „Wir können an diesem Ort gemeinsam mit den Jugendlichen etwas aufbauen, weil wir jetzt den Platz und die Möglichkeiten dazu haben“, betont Böhmer. Vor allem der Außenbereich sei angesichts der wohl weiterhin andauernden Pandemie ein großes Plus. In dem sollen im Frühjahr diverse Beete angelegt werden. Es soll eine Slackline geben, einen Hartplatz mit Basketballkorb, ein überdachtes Areal für Regentage sowie eine Art Amphie-theater, in dessen Mitte wieder die Feuerschale platziert werden soll. Ninic freut sich darauf, sie wieder entzünden zu können: „Feuer hat uns bei der ausgefallen offiziellen Einweihung des neuen Zentrums begleitet, und wird auch in Zukunft ein Symbol von Verbundenheit für uns sein.“
PS: Hier sind bewusst keine aktuellen Bilder des Jugendtreffs veröffentlicht – kommt zuhauf und seht selbst!
© JOSH
Kommentare zur Eröffnung
Investierte Zeit und Planung haben sich gelohnt! Möge der neue Jugendtreff für die junge Generation ein Wohlfühlort werden, an dem sie sich gerne treffen. Und das hoffentlich schon sehr bald wieder völlig ungezwungen.
Lange haben wir gewartet, endlich ist er da der neue Jugendtreff in Veitsbronn. Die große Einweihung müssen wir leider noch nach hinten verschieben, aber wir freuen uns trotzdem jetzt in den Betrieb zu starten. Wir freuen uns zu sehen, dass der Jugendtreff auch schon fleißig besucht wird. Wir hoffen, dass wir bald von der 2G Regel für Jugendliche über 12 im Innenraum absehen können.
So werden Heranwachsende ausgeschlossen, die nicht selbstständig die Entscheidungen zur Impfung treffen können. Bis dahin wünschen wir euch viel Spaß im neuen Jugendtreff!
Ich freue mich, dass die tolle Jugendarbeit von Igor Ninic und seinen Mitarbeiter:innen jetzt auch wirklich gute äußere Rahmenbedingungen hat. Wer hätte das gedacht als die SPD vor vielen Jahren als erste Fraktion im Gemeinderat einen Jugendpfleger für Veitsbronn gefordert hat. In der ehemaligen Schule kann jetzt etwas Neues wachsen und ich wünsche mir, dass die Jugendlichen das „Treff“ mit viel Leben füllen. An meiner Unterstützung soll es auch künftig nicht fehlen!
Der große Wunsch, ja, mein großer Wunsch und der vieler pädagogischen Mitarbeiter der Jugendpflege land auf, land ab ist es, dass Jugendliche mehr im öffentlichen Raum gesehen und gehört werden. Sie und auch die jüngeren Kinder haben durch die Pandemie bisher soviel gelitten. So sind die spürbar entstandenen Auswirkungen auf die psychische Gesundheit besorgniserregend. Darum ist es umso wichtiger und das soll und muss auch so sein, Kinder- und Jugendarbeit in Veitsbronn mit der Eröffnung des Jugendtreffs, aber auch überall im Landkreis Fürth und darüber hinaus, mehr als bisher zu unterstützen und langfristig zu fördern.
Wir waren jetzt schon zwei Mal im Treff und sind froh, dass er wieder geöffnet hat. Igor und Michaela kümmern sich auch perfekt darum, dass wir trotz der vielen Pandemie-Auflagen eine tolle Zeit haben. Wir wünschen uns, dass in Zukunft wieder alle Kinder und Jugendlichen auch Zutritt in den Innenraum haben.