Logo Tafel Veitsbronn e.V.„Mit dem Einkaufswagen durch den Supermarkt schieben und alles einpacken, was das Herz begehrt. Für die meisten Menschen ist das eine Selbstverständlichkeit. Doch viele können sich nicht einmal das Nötigste leisten. Sie gelten als bedürftig. Lebensmittel sind für diese Menschen schon fast Luxus. Damit Betroffene, bei denen das Geld knapp ist, trotzdem ausreichend zu essen haben, gibt es seit 2014 die „Veitsbronner Tafel“.

Donnerstag, 15 Uhr, am Veitsbad. Es geht vorbei am Eingang der Heimatstube, die Treppen rauf und rechts rum ums Eck. Hier liegt der Zugang zu einer ehemaligen Wohnung, in der sich vor nunmehr sechs Jahren die Veitsbronner Tafel auf rund 70 Quadratmetern eingerichtet hat. Es gibt ein Lager mit Regalen, ein Büro und zwei Räume für die Essensausgabe. Die Gemeinde hat die Räume saniert und stellt sie mietfrei für den guten Zweck zur Verfügung. Abgaben für Müll müssen ebenfalls nicht gezahlt werden. „Die Gemeinde macht viel für uns“, sagt Simone Billenstein, Vize-Vorsitzende des Tafel-Vereins und Gründungsmitglied. Für sie war und ist es „eine Herzenssache“, sich an dem Projekt zu beteiligen.

Das gilt übrigens auch für die anderen rund 30 Aktiven, die sich hier wöchentlich engagieren. So gibt es insgesamt acht Fahrer, die zwei Mal in der Woche 15 Supermärkte im Landkreis Fürth anfahren, um Lebensmittel und Artikel des täglichen Bedarfs für die Ausgabe zu beschaffen. Auch Bäcker und Metzger stehen auf ihrem Tourenplan. Die übrigen 20 Tafel-Aktiven engagieren sich jeweils donnerstags direkt vor Ort. Immer ein Teamleiter ist mit jeweils drei Helfern für die Ausgabe am Veitsbad verantwortlich. So hält sich der Aufwand für jeden Einzelnen in Grenzen.

Das bestätigt Charlotte Günther, die seit vier Jahren mit von der Partie und der Meinung ist, dass sich jeder Bürger irgendwie sozial engagieren sollte. Einmal im Monat ist sie eingeteilt. Zum Einräumen der Ware wird sie zusätzlich „je

nach Bedarf“ angefragt. „Das ist vom Zeitaufwand her total überschaubar und körperlich nicht anstrengend“, sagt sie und lobt die gute und reibungslose Zusammenarbeit mit ihren netten Mitstreiterinnen. Außerdem habe man „dankbare Kunden“, einen mitmenschlichen Umgang und der Ton sei auch stets gut. Denn der mache ja bekanntlich die Musik.

Gruppenbild Tafel Veitsbronn e.V.

Gruppenbild im Lager/Küche der Ausgabestelle der Tafel (von links): Simone Billenstein, Charlotte Günther, Anita Werner, Hilde Haag, Jörg Lehnberger, Monika Grögor

Dass es einem einfach persönlich gut tue, sich aktiv an einem sozialen Projekt zu beteiligen, bestätigt auch Monika Grögor. Die Rentnerin hat die Zeit dafür und verbringt sie gerne bei der Tafel. Seit drei Jahren ist sie nun schon dabei. Meist wird sie an der Ausgabe von Brot, Obst, Gemüse und Obst sowie Fleisch eingesetzt. Bevor Corona kam, haben die Kunden nämlich ganz normal die Räume betreten, um die dringend benötigten Lebensmittel in ihre selbst mitgebrachten Taschen zu packen. Was benötigt wurde, reichten die Tafel-Aktiven über den Tresen. Doch seit der Pandemie dürfen die Räume nur noch von den Tafel-Mitarbeitern betreten werden. Die Kunden müssen draußen bleiben. Stattdessen werden vorab Taschen mit Lebensmitteln gepackt und durch die Fenster nach draußen gereicht.

„Seit der Pandemie kommen mehr Bedürftige“, sagt Jörg Lehnberger, Vorsitzender des Tafel-Vereins, der zugleich ihr Initiator, Planer und Gründer ist. So zähle man mittlerweile rund 240 Kunden. Zum Vergleich: Im Anfangsjahr 2014 waren es gerade mal acht. Willkommen sind bei der Ausgabe übrigens nicht nur Bürger aus Veitsbronn, sondern auch solche aus Tuchenbach, Seukendorf, Obermichelbach und Puschendorf.

In den vergangenen Monaten hat Lehnberger zudem beobachtet, dass die Anzahl der bedürftigen Senioren aufgrund von Altersarmut zunimmt. Vor allem Witwen mit geringen Renten seien betroffen. Den Schritt zur Tafel würden aber trotz ihrer offensichtlichen Not immer noch viel zu wenige wagen. „Die Hemmschwelle und Scham ist groß“, sagt der Vorsitzende und appelliert an Betroffene, dies zu überwinden und sich ganz zwanglos bei ihnen zu melden. Das ist auch der große Zukunftswunsch seiner Stellvertreterin Billenstein. „Ich erhoffe mir, dass sich mehr bedürftige Rentner trauen“, sagt sie und betont, dass Mitarbeiter, Kunden und Spender mittlerweile wie eine „große Familie“ seien, in der man sich gegenseitig unterstütze und wertschätze. So werden donnerstags beispielsweise Fahrgemeinschaften zur Tafel-Ausgabe gebildet.

Ganz besonders wichtig sind für Lehnberger und Billenstein die privaten und offiziellen Spender. „Die Tafel wird nie vergessen“, freuen sie sich. Erst vor Kurzem habe der Obst- und Gartenbauverein Obermichelbach eine Ladung mit Apfelmost vorbei gebracht. Auch ein Kartoffelbauer habe sich gemeldet und 1,5 Tonnen seiner Erdäpfel zur freien Verfügung angeboten. Und nur durch eine großzügige Spende der Raiffeisenbank konnte ein Kleintransporter mit Kühlfunktion gekauft werden, der für das Einsammeln der Sachspenden aus den Supermärkten benötigt wurde.

Was viele allerdings nicht wissen: Die Tafel darf von gespendetem Geld keine Lebensmittel kaufen. Das sei in den Richtlinien so festgelegt, erklärt Billenstein. Spendengelder sind für den Verein trotzdem enorm wichtig. Schließlich gibt es diverse laufende Kosten, die gedeckt werden müssen, wie beispielsweise der Unterhalt des Tafel-Autos. Und auch Investitionen müssten immer mal wieder getätigt werden. Mit Blick auf den Sommer sollen zum Beispiel Fliegengitter an den Ausgabefenstern montiert werden. Wer hingegen unbedingt möchte, dass seine finanzielle Unterstützung in Lebensmittel und Artikel des täglichen Bedarfs fließe, sollte Billenstein zufolge diese Dinge direkt kaufen und ihnen vorbei bringen.

Seit der Corona-Krise musste zudem in die Beschaffung von Taschen investiert werden, die den Kunden nun gepackt und weitestgehend kontaktlos aus dem Fenster der Ausgabestelle gereicht werden. Als der erste Lockdown im März des vergangenen Jahres verhängt wurde, waren auch bei der Tafel die Türen geschlossen, erzählt Lehnberger. Ein Großteil der Ehrenamtlichen habe sich damals aus Angst vor einer möglichen Ansteckung vom Dienst abgemeldet. Erst Ende Mai konnte der Betrieb langsam wieder aufgenommen werden. Untätig war Lehnberger als Vorsitzender aber auch während der erzwungenen Schließung nicht. Denn die Tafel-Kunden waren schließlich auch während des Lockdowns auf Unterstützung angewiesen. Also wurde der Vorsitzende aktiv und suchte nach alternativen Hilfs-Angeboten. Er organisierte und beantragte Fördergelder, bekam sie und konnte dadurch Gutscheine für Nahrungsmittel an die Bedürftigen ausgeben. Eine große Menge

Geld – rund 20 000 Euro – organisierte Lehnberger bereits für den Einbau einer Heizung ins Gebäude am Veitsbad, weil die Ehrenamtlichen während ihrer Einsätze in den Herbst- und Wintermonaten nicht mehr frieren müssen sollten.

Lehnberger ist stolz auf das Geschaffene. Denn der Anfang war nicht einfach. „Heiße Verhandlungen“ mussten mit konkurrierenden Tafeln aus dem Umland geführt werden, bevor man in Veitsbronn mit dem Aufbau starten konnte. „Es gibt tatsächlich einen Konkurrenzkampf unter den Tafeln“, sagt Lehnberger, der das zutiefst bedauert. Doch es gibt untereinander auch gute Kooperationen. So arbeiten die Veitsbronner mittlerweile gut mit den Gleichgesinnten in Cadolzburg und Langenzenn zusammen. Dorthin wird geliefert, was in Veitsbronn an verderblicher Frischware am Donnerstag nicht über die Ladentheke geht oder was an Überschuss vorhanden ist. Das passe perfekt, weil die Cadolzburger Tafel am Freitag ihre Kunden empfängt und die Langenzenner am Samstag.    

© JOSH 2021

Die Veitsbronner Tafel e. V.
Gemeinnützige Einrichtung in Veitsbronn
Fürther Straße 27A
90587 Veitsbronn

Telefon 01525 6236278

Die Veitsbronner Tafel e.V. online:
Homepage: www.tafel-veitsbronn.de

Lebensmittelausgabe:
Veitsbronn, Am Bad 1, 1. Obergeschoss
donnerstags von 17:00 bis 18:00 Uhr

Berechtigungsausweise bitte bei der Lebensmittelausgabe beantragen. Es können auch Landkreisbürger aus Obermichelbach, Puschendorf, Seukendorf und Tuchenbach den Berechtigungsausweis erhalten. An Feiertagen sind alle Ausgabestellen geschlossen.

Auskunft beim 1. Vorsitzenden

Herrn René Rosenzweig

Lilienstraße 9

90587 Veitsbronn

Telefon 0911 92388596

E-Mail: R.Rosenzweig@gmx.de